Thema: Diverses
Vertrage keine Kritik
Frage von Luca
Ich habe ein Riesenproblem: Ich kann nicht mit Kritik umgehen. Immer wenn jemand mal was an mir meckert, muss ich weinen! Letzthin in der Schule habe ich etwas nicht verstanden. Dann habe ich den Lehrer vor der Klasse gefragt. Er sagte genau das, von dem ich gemeint hatte, es sei falsch! Und schon bekam ich wässrige und habe fast geheult! Es ist einfach grauenhaft! Was kann ich dagegen tun?Antwort
"Buebe tüe nid briegge, nei, das ghört sech nid ..." hiess es bereits vor Jahren in einem bekannten Lied von Peter Reber. Dass Knaben nicht weinen (sollen), war damals klar. Weinen durften nur die Mädchen ... Ich meine, es sollte doch möglich/erlaubt, ja völlig normal sein, wenn Knaben und Mädchen, aber auch Männer und Frauen weinen. Es gibt in unserer Welt so viel Leid, Not, Hass, Hunger, Elend, dass es wirklich zum Heulen ist! Also: Weinen können/dürfen, ist ganz wichtig. Das gilt auch für Dich.Ich weiss: Damit ist dein Problem noch nicht gelöst. Aber vielleicht hilft dir diese Sicht, dein Weinen als deine Reaktion zu akzeptieren. Das ist erlaubt, und keineswegs "grauenhaft".
Aber da ist nun noch ein anderer Punkt: Du nimmst offensichtlich alles, was dir begegnet, viel zu schwer. Du meinst, es sei wichtig/nötig, dass du keine Fehler machst - und wenn sie dir trotzdem passieren, so fühlst du dich so schuldig, dass du gleich weinen musst. Du überschätzt dich da gewaltig! Entscheidend ist nämlich nicht, keine Fehler zu machen, sondern aus den gemachten Fehlern zu lernen. Das bedeutet: Jeder Fehler - so ärgerlich er auch sein mag - bietet dir zugleich die Möglichkeit, Neues zu lernen, negative Erfahrungen künftig zu vermeiden. Und vielleicht hilfst du mit deiner Unwissenheit sogar Anderen, ihre eigenen Schwächen zu überwinden.
Darum empfehle ich dir: Nimm es von der sportlichen Seite! Wie oft stürzt eine Turnerin vom Gerät, weint bittere Tränen (wohl nicht nur dann, wenn sie sich dabei verletzt!) und trainiert trotzdem weiter. Nimm die Kritik, die dir entgegengebracht wird, als Chance. Suche darin ganz bewusst nach dem, was für dich neu ist und dir weiter hilft. Höre also genau hin. Vergiss dabei nicht, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Hier ein Beispiel: Es ist doch keine Schande, nicht zu wissen, wie die Hauptstadt von Italien heisst. Aber es ist entscheidend wichtig zu spüren, welche Kameradin jetzt gerade deine Zuwendung, deine Hilfe braucht ... Du siehst, auch wenn in der Geografie zwar Noten verteilt werden, so bedeutet dies nicht, dass dieses Wissen wichtiger ist als die Fähigkeit, deinem Mitmenschen zu helfen, ihn zu verstehen.
Wenn es dir einmal gelungen ist, die ganze Sache so zu sehen, hast du einen grossen Schritt getan - und weitere können folgen.
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